Taucha, 09.02.2020
Spaziergang durch die Parthenaue, Protest gegen Straßenbaupläne (Pressemitteilung von Christian Franke, Dewitz, 09. Februar 2020). Am Sonntagnachmittag fanden sich knapp 100 Leute in Dewitz ein, um nach Sehlis zu spazieren und sich einen Eindruck davon zu machen, wie erheblich eine neue Bundestraße (B87n) die Parthenaue beeinträchtigen würde. Die Teilnehmer kamen unter anderem aus Taucha, Dewitz, Sehlis, Plösitz und Panitzsch, sogar aus Leipzig. Darunter waren Landwirte, deren Flächen durch den Bau einer Straße für immer verloren gehen würden, Mitglieder von Umweltverbänden (Nabu, BUND, Bürgerintiative „Alternative B87“) und Bürger, denen die Erhaltung der Parthenaue als unzerschnittene Kulturlandschaft mit reichhaltiger Naturausstattung sehr am Herzen liegt.
Kurz vor dem Ortseingang Sehlis konnte man sehen, wo die Straße geplant ist. Engagierte Freiwillige hatten X-förmige rote Holzkreuze entlang der geplanten Trasse und Banner mit der Aufschrift „B87n mach Dich vom Acker“ aufgestellt. Die Gruppe scharte sich am Radweg nach Sehlis um ein Banner und Betroffene kamen zu Wort, so z.B. die Bewirtschafter der Fläche, Martin Hänsel und Maria Bienert, die seit 1999 den Acker ökologisch bewirtschaften und den Boden mit Humus angereichert haben. Sie versorgen die Region mit gesundem Gemüse. Auf dem Acker finden Regenwürmer, Hasen und Störche einen optimalen Lebensraum. Käme die Straße, würde das wertvolle Land für immer verloren gehen. Von dem Straßenbauprojekt ist das Land weiterer Betriebe betroffen, darunter allein 6 ökologisch wirtschaftende Betrieb im Gemüse-/Obstanbau. Hier wird der schleichende, aber dennoch erhebliche Flächenverlust durch die Ausweitung von Verkehrs- und Siedlungsfläche konkret (6 ha/Tag in Sachsen, 60 ha/Tag in Deutschland).
Beinahe hätte der aufziehende Sturm den Spaziergängern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber glücklicherweise war der Wind am Sonntagnachmittag noch etwas milder und die bereits vorsorglich abgebauten Kreuze konnten für die Gelegenheit noch einmal kurz aufgestellt werden, um sie danach gleich wieder liegend zu sichern. Hinterher traf man sich zum Kaffee bei Familie Franke im ehemaligen Klassenzimmer der alten Dorfschule in Dewitz. Fleißige Bäcker hatten eine Straße aus Kuchen auf dem Tisch ausgebreitet, die alsbald nicht nur symbolisch vertilgt wurde. Es wurde betont, dass dies nicht die letzte Aktion gewesen sei. Wichtig war es auch festzuhalten, dass zeitgleich mit dem Einsatz zur Rettung der Parthenaue auch an die Betroffenen vom Verkehrslärm und -gestank in der Stadt gedacht werden muss. Auch für die bestehende B87 und deren Verkehrsprobleme muss eine Lösung her! Nur darf die Lösung nicht auf Kosten der Parthenaue gehen.
Quellen zur Flächenverbrauch:
https://www.boden.sachsen.de/bodenversiegelung-und-flacheninanspruchnahme-18604.html